In unserer Missionsgesellschaft haben wir ausschliesslich Charakterköpfe, Originale, Kunstwerke, wie der Liebe Gott sie eben zu erschaffen Lust hat. Einer davon war Bethlehemmissionar Al Imfeld (* 14.1.1935; † 14.2.2017), der durch aussergewöhnliche Schaffenskraft, Kreativität, Verbundenheit mit den Benachteiligten, mit vielen Künsten und Kulturen aufgefallen ist.
Lebenslauf
geboren | 14. Januar 1935 |
Priesterweihe | 26. März 1961 |
Südrhodesien (Simbabwe): Pastoral- und Schuldienst | 1967 – 1968 |
Immensee: Dokumentations- und Publikationstätigkeit | 1969 – 1971 |
Bern/Luzern: Mitarbeit beim Auf- und Ausbau verschiedener NGO | 1971 – 1976 |
Zürich: Journalist, Schriftsteller, Publizist und Referent für Entwicklungsfragen und Städtebau in Afrika | 1977 – 2017 |
verstorben | 14. Februar 2017 |
Nachruf von Martin Jäggi SMB
Nach mehr als zehn Jahren Tätigkeit in den Philippinen wanderte ich durch das British Museum in London. Unverhofft packte mich ein Bild: «Emmaus. Jesus lachend und liebend» vom philippinischen Künstler Emmanuel Garibay. Dieser, fand ich später heraus, lehrt auch am St. Andrew’s Seminary, dem Priesterseminar der Anglikaner in Manila.
In der Mitte des Bildes eine deutlich geschminkte Frau, an der Kleidung gemessen für philippinische Vorstellungen eher ein leichtes Mädchen als eine bessere Dame. Sie und drei junge Männer gestikulieren, lachen und trinken aus den typischen «San Miguel Bierflaschen». Rasch merke ich, dass diese Frau im Zentrum der auferstandene Christus ist. Deutlich sind seine Wundmale zu sehen. Ein verstörendes Bild!
Wie dieses Bild, hat auch das Leben und Wirken von Al eine Botschaft, die von manchen als verstörend, von manchen definitiv zerstörend wahrgenommen worden ist.
Das Echo, das sein Tod ausgelöst hat, zeigt, dass er ungeahnt vielen Menschen viel bedeutet hat, dass seine Botschaft angekommen ist. Allen, die ihn kannten, ist klar, dass er kein einfach gestrickter Mensch war, kein pflegeleichter Priester-Missionar, nein ein Querdenker, der anecken, anstossen und auch abstossen kann. Wie er es mit «facts and fiction» (Tatsachen und Erfundenem) hielt, das behandelt Lotta Suter im 5. Kapitel ihrer Imfeld-Biografie ausführlich.
In unserer Missionsgesellschaft haben wir ausschliesslich Charakterköpfe, Originale, Kunstwerke, wie der Liebe Gott sie eben zu erschaffen Lust hat. Heute beerdigen wir einen davon, Al, der durch aussergewöhnliche Schaffenskraft, Kreativität, Verbundenheit mit den Benachteiligten, mit vielen Künsten und Kulturen aufgefallen ist.
Im Zusammenhang mit dem Emmaus-Evangelium möchte ich bezeugen, dass ich am Küchentisch beim Al Liturgien erlebt habe, die zum Emmaus-Bild von Garibay passen! Freunde haben sich bei Speis und Trank über Gott und die Welt unterhalten und das auf eine Weise, dass mir klar wurde: So muss es doch mit Jesus gewesen sein, der als Auferstandener nicht im Tempel, nicht im Messgewand, nicht als Gastgeber, sondern als unbekannter Fremder, als Eingeladener so redete, dass ihnen ums Herz warm wurde.
Al hat mich durch seine Echtheit überzeugt. Von seiner Herkunft her, den Erfahrungen, als Obwaldner im Luzernischen Aussenseiter zu sein, hat er sich später mit seinen Möglichkeiten für Benachteiligte eingesetzt, hat sich ausnützen lassen, hat Unzähligen geholfen, hat Freundinnen und Freunde gewonnen und selber viel Hilfe geschenkt bekommen.
Ich schliesse mit Al im Originalton: «Ich hatte ein reiches Leben und war mit etwas Auf und Ab stets zufrieden. Lasst mich sterben und geht anderen Verpflichtungen nach. Ich habe genug und gut gelebt. Danke.»
Im Rahmen der Eucharistiefeier schliessen wir uns ihm an und sagen Danke, dem Schöpfer und Danke Dir, Al.