Abschied von Bernhard Döbeli (* 11.11.1926; † 5.6.2016), Bruder-Missionar SMB.
Lebenslauf
geboren | 11. November 1926 |
Eintritt in die SMB | 4. Dezember 1958 |
Missionsseminar Schöneck, Landwirtschaft | 1956 – 1966 |
Missionshaus Immensee Weiterbildung | 1966 – 1967 |
Progymnasium Rebstein Verwaltung, Garten, Personal | 1967 – 1973 |
Fribourg (Torry), «Ecole apostolique»: Verwaltung, Küche, Garten, Personal | 1974 – 2011 |
Missionshaus Immensee Pflegeabteilung | 2011 – 2016 |
verstorben | 5. Juni 2016 |
Lebenslauf von Josef Kuster SMB
Im Kreise von drei Geschwistern und zwei Stiefgeschwistern wuchs Bernhard auf dem väterlichen Hof in Sarmenstorf auf. Nach Primar- und Sekundarschule war es für ihn selbstverständlich, sich als Landwirt auszubilden. Nach dem Lehrabschluss bildete er sich durch verschiedene Kurse und zwei Praktiken weiter, eines in einem grösseren landwirtschaftlichen Betrieb und das andere bei einem Baumwärter in Chur. Dann arbeitete er mit ganzem Einsatz auf dem väterlichen Betrieb.
Im November 1956 folgte er Gottes Ruf und trat als Postulant in das damalige Bruderklausenseminar Schöneck ein. Das Noviziat (1957/58), zusammen mit sieben weiteren Bruderkandidaten, war für Bernhard «das schönste Jahr seines Lebens», besonders wegen der unvergesslichen dreissigtägigen Exerzitien unter der Leitung von P. Anton Lötscher. Wir vierzehn Klerikernovizen waren damals getrennt von den Brüdern. Am 4. Dezember 1958 legte Bernhard seine ersten Versprechen ab.
Zehn Jahre lang (1956 – 66) arbeitete er mit Begeisterung im landwirtschaftlichen Betrieb des Seminars. Im Winter erwarb er sich noch das Diplom an der land- und alpwirtschaftlichen Schule in Sarnen. Im Frühling 1966 siedelte er nach Immensee über, von wo aus er in Luzern die Handelsschule besuchte, um die Buchhaltung zu erlernen. Im April 1967 begann er im Progymnasium Rebstein seine Aufgabe als Verwalter, Begleiter der Mitarbeiterinnen, Gärtner und vieles mehr.
Nach der Schliessung des Progymnasiums im Sommer 1973 blieb er noch einige Monate als Hüter des Hauses und zog im folgenden Frühling nach Fribourg, wo er siebenunddreissig Jahre, bis zu seinem Eintritt in die Pflegeabteilung im Mutterhaus im Februar 2011, vielfältige Dienste leistete: Als Verwalter, Buchhalter, Betreuer der Mitarbeiterinnen, Gärtner, Koch, Taxidienste usw. Von Herzen möchte ich dem Personal der Pflegeabteilung für ihre liebende Begleitung während der vergangenen fünf Jahre und den Verwandten und Mitbrüdern für ihre stärkenden Besuche danken.
Bernhard als bodenständiger und Bauer
Bernhard war mit Leib und Seele Landwirt. Dieses Talent konnte er im Seminar zehn Jahre lang voll entfalten. Er war kein Büromensch. So war denn die Vielseitigkeit seiner Aufgabe auch im Torry für ihn ideal. Die Arbeit im Garten und Obstgarten war für ihn Erholung. Den Garten betreute er mit Leidenschaft und Behutsamkeit. Es war ihm wichtig, mit wenig chemischen Mitteln, möglichst biologisch zu arbeiten. Er bildete sich darin auch weiter.
Als Bauer hatte er felsenfeste Überzeugungen. Da konnte es manchmal schon Funken sprühen. Er hatte ein scharfes Gespür für das Echte und Solide. Wenn für ihn etwas faul war an einem Studenten oder Kandidaten für unsere SMB, konnte er äusserst hart urteilen. Mit seinem harten Kopf hatte sogar ich als «Engelbergergrind» Mühe zu konkurrieren. Felsenfest war aber auch seine Treue in den ihm anvertrauten Aufgaben.
Fest verwurzelt im väterlichen Betrieb, blieb er mit seiner Heimat und seiner Familie zeitlebens verbunden, besonders mit der Ingenbohler Schwester Josepha. Der Wohler Anzeiger und der Freiämterkalender waren seine treuen Begleiter. Briefkontakte und Besuche nährten diese Beziehungen, solange er dazu die Kräfte hatte. – Zu dieser gesund bäurischen Art gehörten auch sein Humor und sein Witz. Es gäbe eine lange Liste von Sprüchen und Witzen. Wenn ich zum Beispiel zu Bernhard sagte: «Weisst du, wir sind alle begrenzt», antwortete er schlagfertig: «Ja, vor allem du.» Als ich in seinem Zimmer im dritten Stock die Fotos der kleinen heiligen Theresia und von Chiara Lubich sah, sagte ich: «Du bist in guter Gesellschaft.» Und er: «Ja, sie aber auch!»
Die mütterliche Seite Bernhards
Längere Zeit besorgte Bernard die Küche im Torry selber, und er tat es mit viel Liebe, erwarb sich neue Kenntnisse in Kochkunst im Zisterzienserkloster Hauterive. Er selber schreibt dazu: «Das Schönste, finde ich, ist das Dasein für die Mitbrüder und Gäste unserer Kommunität. Zudem durfte ich jahrelang einen hoffnungslosen Sozialfall betreuen helfen. Dies erfüllte mich oft mit tiefer Freude.» Ja, er begleitete zwölf Jahre lang eine psychisch schwer kranke Frau. Für ihn war es ein Anruf Gottes. Er tat es im Einverständnis mit seinem Obern im Torry. Dies war eine sehr belastende und auch riskante Aufgabe. Wie glücklich war er, als sie nach zwölf Jahren einen Platz in einem Altersheim fand, wo sie sich endlich daheim fühlte.
Mit Studenten verschiedener Kontinente knüpfte er langjährige Freundschaften, in besonderer Weise mit Mexikanern, die er dann selber in ihrem Land besuchen durfte. Auch mit Mitbrüdern in der Mission pflegte er treue Briefkontakte und betreute grosszügig die Urlaubermissionare, die zu uns nach Freiburg kamen.
Die Mitarbeiterinnen begleitete er mit viel Einfühlung und Takt, auch wenn er klar seine Linie anzeigte. Er verstand es, mit ihnen dauerhafte freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, dies in besonderer Weise mit unserm Pächter Jakob Schafer.
Nach einem arbeitsreichen Tag konnte er am Abend noch zu den kleinen Schwestern nach Bern fahren, um sie mit Erdbeeren aus unserm Garten zu erfreuen. – Bernhard verstand es, um sich herum eine bunte, weltweite Familie zu schaffen. Das Ideal der universellen Geschwisterlichkeit von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolarbewegung, begeisterte ihn.
Bernhard, ein Mann des gottgeweihten Lebens
Als letzten Satz im kurzen Lebenslauf vom 28. Mai 2000 schrieb Bernhard: «20… gestorben, vom Glauben ins Schauen übergegangen.» – Mit Bernhard, der in seinem Leben mehrere Male dem Tode nahe war, war es einfach, über den Tod zu reden. In einer Zeit, wo das geistliche Leben in die Privatsphäre verbannt worden war, sprach Bernhard sehr gerne über geistliche Themen und das persönliche geistliche Leben. Das Jenseits und die Gemeinschaft der Heiligen waren für ihn vertraute Wirklichkeiten. In besonderer Weise unterhielt er eine ganz persönliche Beziehung zu seiner geliebten Mutter Anna, die er früh verloren hatte. Die heilige Theresia vom Kinde Jesu war seine persönliche Ratgeberin und Helferin, sogar in Fragen der Buchhaltung. So war es auch ganz natürlich für ihn, vom Tode zu reden. »Unser Friedhof ist so schön, dass es ein Vergnügen sein muss, im Sarg dort hinaufgetragen zu werden.»
Eine besondere Rolle spielte bei der Berufung Bernhards zum Bethlehemmissionar Maria, die Mutter Jesu. So war es für ihn ein grosses Geschenk, das Werk Mariens, die Fokolarbewegung, kennen zu lernen. «Im Licht des Ideals der Fokolarbewegung durfte ich die Schönheit und Grösse des Geheimnisses von Bethlehem neu entdecken. Nach der Feier des goldigen Promissiojubiläums in Immensee (2008) schrieb er: «Mein ganz persönlicher Dank gilt Maria, der Mutter Jesu, die mich in meiner Berufung begleitet und geführt hat. Zu tiefem Dank bin ich auch meinem Schutzengel gegenüber verpflichtet, der mir in grossen Gefahren teuer Helfer und Beschützer war.»
Bernhard als dienender Bruder
Bernhard hat vor allem als Diener gelebt. Er war von ausserordentlicher Verfügbarkeit. Das Evangelium, das wir eben gehört haben, war für ihn ein zentraler Aspekt seines Bruderseins. Natürlich hatte er, wie wir alle, auch den Drang Macht auszuüben, was Mitbrüder oder Studenten zu leiden gab. Auch für ihn war es ein langer Weg, den Mitmenschen so zu lieben, wie dieser es wünschte und nicht, wie er es sich dachte. Dabei hilf ihm sehr stark das Charisma von Chiara Lubich. Als Bernhard sie um ein persönliches Wort für sich bat, gab sie ihm als Programm das Wort: »Wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und Gott ist die Liebe.» Sein Leben als Dienst hat er selber so zusammengefasst: « So sehe ich meine Berufung als Bruder im Geiste von Bethlehem und im Ideal der Fokolarbewegung: Allen alles werden, jedem Mitmenschen Bruder sein.» (1987) Ein Gedicht von ihm bringt dies gut zum Ausdruck:
Du hast mich, Herr, aus vielen einst gerufen,
mit vielen andern auf den steilen Pfad.
Neu rufst du mich an jedem neuen Tag,
zu folgen Dir auf Deines Weges Stufen.
In jedem Menschen will ich dich erkennen,
so jedes Menschen treuer Bruder sein.
Doch ängstlich bin ich hiezu, schwach und klein;
die Liebe Dein nur kann die Furcht verdrängen.
Ganz Dir vertrauend, will ich weitergehen,
um gar dem ärmsten Menschenkind am Rand,
Schwestern, Brüdern auch in jedem Lebensstand
in Leid und Nöten liebend beizustehen.
Auf solche Weise will ich, Gott, Dir danken
für deinen Anruf gänzlich unverdient.
So Bruder sein, wie es sich ziemt,
Dir voll vertrauend selbst an steilen Flanken.
Der Du für diesen Weg mich ausersehen,
Du gibst mir Kraft zu ganzem Brudersein.
Ich weiss zu gut, Du lässt mich nie allein,
und jeden Tag lässt du mich neu bestehen.