Das erste Gebiet im Ausland, in dem die Missionsgesellschaft Bethlehem wirkte, war der unzugängliche Nordosten Chinas, genauer die Apostolische Präfektur Qiqihar in der Provinz Heilongjiang. Dorthin reisten 1924 die ersten drei Bethlehem-Missionare aus, und wirkten dort bis sie das Kommunistische Regime in den 50er-Jahren verfolgte und auswies.
Die Pastoralarbeit im Sibieren Chinas, wie die nordöstliche Provinz Heilongjiang auch genannt wird, war eine enorme Herausforderung wegen des Klimas und der mangelhaften Infrastruktur der Provinz. Dazu kam die japanische Besetzung und später ab den 1950er-Jahren das kommunistische Regime, das die Missionsarbeit erst erschwerte und dann verunmöglichte. In der Folge wurden viele Mitglieder der Missionsgesellschaft Bethlehem in Gefängnissen gefoltert, drei erlitten einen gewaltsamen Tod, neun weitere starben an Krankheiten wie Typhus, Scharlach oder Sepsis. Bis zur Ausweisung der letzten Missionare 1954 waren insgesamt 49 Bethlehem-Missionare in verschiedenen Aufgaben der Gemeindepastoral, Erziehung und Leitungsaufgaben tätig.
Nach mehreren Besuchen in unserem ersten Missionsgebiet initiierte die SMB 2007 Weiterbildungskurse in Kommunikativer Theologie für Priester, Schwestern und Seminaristen aus China. Diese Workshops werden in Singapur, Taiwan, der Schweiz und vereinzelt auch in China durchgeführt.
Die ersten Missionare in China
Vor Andres und Hiltl sind es die Brüder Hugentobler, Schnetzler und Imhof, die 1924 als erste Bethlehemmissionare in die Mandschurei aufbrechen. Wie alle nachfolgenden Missionare müssenen sie ein Praktikum absolvieren, um die chinesische Sprache und die chinesischen Sitten zu erlernen. So kommen sie 1926 in Qiqihar an, in einer der beiden mandschurischen Stationen, die von der Gesellschaft für ausländische Missionen in Paris (französisch Société des Missions Etrangères de Paris MEP) gegründet worden waren.
Nachdem sie von einem chinesischen Priester empfangen wurden, der ihnen die örtlichen Sitten und Gebräuche zeigte, macht sich Eugen Imhof schnell an die Arbeit. Er unternimmt eine Reise in den Nordosten und legt dabei 90 Kilometer zu Fuss zurück. Diese Expeditionen sind zwar beschwerlich, aber sie bieten grossen Trost. Christlichen Einheimischen, die seit fünf, zehn oder sogar fünfzehn Jahren keinen Priester mehr gesehen hatten, können endlich wieder einmal die Sakramente gebracht werden. Diese lange Abwesenheit führt oft zu einer Lockerung der religiösen Pflichten; das bedeutet für die Missionare viel Arbeit, getreu dem Sprichwort: «Es ist leichter, zehn Heiden zu bekehren als einen Sünder!»
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Die Missionsstationen
Immer mehr Priester der Missionsgesellschaft Bethlehem strömen in die Mandschurei, bereits 1928 gibt es vierzehn Missionare für ebenso viele Stationen. Die Stationen waren folgende: Chaochou, Uengouda, Changfatoun, Suobétai, Oelldschen, Tientsaokang, Soungtschen, Antatschen, Antä, Qiqihar, Païchouan, Nänäntsi und Youngchotoun-Lintien.
Zunächst versuchen die Missionare, die Christen zu sammeln und ihr Leben um Stationen herum zu organisieren. Diese Strukturen ermöglichen es den Priestern, ihre ansonsten verstreuten Schafe zu unterrichten. Die Evangelisierung findet sozusagen erst in einem zweiten Schritt statt, da sich die Missionare stark auf den Erfolg und das Gelingen dieser kleinen Einheiten verlassen. Durch das gute Beispiel der Christen und durch den Eifer, mit dem sie bei jeder günstigen Gelegenheit in ihrer Umgebung von ihrer Religion erzählen, sollen auch die Ungläubigen bekehrt werden. Dank dieses Laienapostolats konnten immer mehr Bekehrungen verzeichnet werden.
Die Schwerpunkte der Arbeit in den Missionsstationen
Die Missionsgesellschaft Bethlehem baute in China parallel zumeist zwei Schulen auf:
Die Religionsschule, in der Kinder, Katechumenen und ältere Menschen Gebete und Glaubenswahrheiten lernten.
Die Grundschule, die auch für Heiden offen war. Diese Schulen genossen einen guten Ruf und gaben den Nicht-Gläubigen einen ersten positiven Kontakt mit der christlichen Religion.
Ingenbohl-Schwestern, die die Brüder der Missionsgesellschaft von Bethlehem von Beginn der Missionsarbeit an begleiteten, dienten in Krankenhaus und Pflegeheim. Die zahlreichen Heilungen, die sie dort vornahmen, führten zu einer großen Zahl von Bekehrungen.
Schliesslich wurde 1927 in der Station Tsitsikar der Bau eines kleinen Seminars fertiggestellt, in dem der zukünftige einheimische Klerus ausgebildet werden sollte. Es gehörte eindeutig zu den ursprünglichen Plänen der Mission, dass die einheimischen Christen an Autonomie gewinnen sollten. So beschrieb ein Missionar 1929 das Ziel seines Apostolats: «Das christliche Leben so weit wie möglich auf eine Weise zu etablieren, dass es, wenn Stürme aufkommen, in der Lage ist, ihnen zu widerstehen.»