Ein­drü­cke aus Ke­nia und Sim­bab­we

Im Ju­li 2022 durf­te ich die Vi­si­ta­ti­on un­se­rer Mis­sio­nen in Ke­nia und Sim­bab­we durch­füh­ren. Ei­ni­ge Ein­drü­cke und Er­fah­run­gen nach die­ser Rei­se.

Autor Ludovic Nobel – 02.11.2022

Die erste Etappe der Visitation fand in Nairobi statt. Luigi Clerici ist das letzte Mitglied unserer Gemeinschaft in Kenia. Er lebt und wohnt in diesem Land seit 40 Jahren. In verschiedenen Institutionen (Salesianer, Apostels of Jesus, Jesuiten) hat er jahrelang Theologie unterrichtet. Unzählig sind die Brüder, Priester und Bischöfe, die seine Studenten waren. Alle, die ich treffen durfte, haben ihn als Professor sehr geschätzt. Seit seiner Pensionierung vor fünf Jahren wohnt er in der Residenz des Bischofs von Ndong.

Seit 2012 ist John Oballa Owaa Bischof des Bistums von Ndong, in der Nähe von Nairobi. Ndong ist eine Vorstadt von Nairobi, die sich in den letzten 20 Jahren rasch entwickelt hat. Heute zählt sie weit über 100’000 Einwohner. Die bischöfliche Residenz befindet sich auf der Höhe der Stadt (ca. 2000 Meter über Meer) neben einem relativ grossen Slum. Ndong ist eine recht arme Stadt im Vergleich mit Karen, ihrer reichen Nachbarvorstadt.

In Kenia habe ich eine sehr lebendige Kirche erlebt. Überall wurde mir gesagt, dass in Kenia Nachwuchs kein Problem sei. Die Gesellschaft in Kenia entwickelt sich schnell. Es gibt eine Art «Amerikanisierung», wie zum Beispiel für die Kampagne für die anstehenden Wahlen im August 2022. Überall waren riesige Plakate zu sehen. Neue Einkaufszentren oder Tankstellen entstehen in mehreren Orten. Die Chinesen haben eine grosse Autobahn durch die Stadt gebaut. Sie bauen auch viele neue Wohnblöcke in schlechter Qualität.

Impressionen aus Kenia

Luigi Clerici (links) lebt seit 40 Jahren in Kenia, auf dem Bild mit Ludovic Nobel und Kindern aus der Gegend.

Trotz der Ankunft dieser relativen Bequemlichkeit bleibt die Kirche für viele attraktiv und lebendig. Es werden auch noch viele Kirchen gebaut, sei es für Katholiken, Anglikaner oder Freikirchen. Die lokale Kunst, die von unseren Mitbrüdern in Simbabwe gefördert wurde, existiert kaum in Kenia. Die Kirchen sind eher geschmückt mit Statuen oder Bildern aus Europa. Die Gottesdienste sind aber sehr lebendig und werden in Swahili gefeiert. Die Chöre singen wunderschöne Lieder in Swahili.

Auf den Spuren der SMB in Simbabwe

Nach diesem spannenden Aufenthalt in Kenia fuhren wir weiter nach Harare in Simbabwe. Ich habe den Eindruck bekommen, dass das Land eingeschlafen sei. Man sieht, dass die Infrastrukturen (Strassen, Gebäude usw.) einst gut waren. Im Vergleich wurden sie besser gebaut als in Kenia, wo es noch viele Slums gibt und wo die Häuser relativ schlecht gebaut sind. In Simbabwe gibt es aber seit über 25 Jahren keinen Unterhalt mehr. Alles ist veraltet. Mehrmals hatten wir keinen Strom, sei es in Harare oder in Driefontein. Die Strasse zwischen Harare und Gweru wurde teilweise erneuert. Sie sind noch dran und arbeiten weiter. Es war ein positives Zeichen.

In Harare wurden wir von Mother Lydia Fabian und einigen Schwestern und Brüdern der SBJN (Sisters and Brothers of Jesus of Nazareth) empfangen. Die SBJN ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die private Gelübde ablegen. Sie ist anerkannt von der Diözese Chinoi und Harare. Unser Mitbruder Franz Wirz ist auch Mitglied dieser Gemeinschaft. Im Jahr 2017 hat er sich spontan für die Gelübde bei Mother Lydia gemeldet. Franz bzw. Bruder Xaver ist sehr zufrieden dort. Er fühlt sich voll als Mönch, aber auch voll als Bethlehemmissionar.

Driefontein war die nächste Etappe. Im Emmaus-Haus treffen wir Tony Wey, Josef Lenherr und Schwester Margrith. Im ehemaligen Regionalhaus lebt eine Gemeinschaft von sieben SJI-Schwestern. Sie sorgen für den ganzen Unterhalt (Küche, Putzen), für die Pflege und die Administration (Personal, Buchhaltung …). Unsere Mitbrüder fühlen sich sehr wohl in Driefontein. Sie bekommen alles, was sie brauchen, und sind sehr zufrieden.

Die Mission von Driefontein lebt wieder

Fr. Terence ist der neue Pfarrer der Mission in Driefontein. Im letzten Mai kam er mit Bischof Rudolf Nyandoro nach Immensee zum Jubiläum der SMB. Mit ihm besichtigen wir die Mission. Zuerst zeigt er uns den Damm, der saniert wurde. Das Resultat ist eindrücklich. Allan Sserwanga hat mehrere Fotos gemacht. Es gibt wieder einen schönen See mit genügend Wasser. In der nächsten Zeit wird noch eine kleine Brücke gebaut.

Er zeigt uns dann die «Schweinerei», die er im letzten November wieder geöffnet hat. Er hat vier Muttersauen und einen Eber. Eine Muttersau hat bereits sieben Schweine geboren. Er möchte die Viehzucht auch erneuern. In der Nähe der Farm baute er mehrere Gehege wieder auf. Einige Kühe konnte er schon anschaffen. Es sind noch sechzehn Kühe, die wild sind. Er möchte sie verkaufen und durch andere ersetzen. An mehreren Stellen liess er das Gras mähen und gewann so Heu. Der landwirtschaftliche Betrieb sieht viel besser aus als auch schon.

Impressionen aus Simbabwe

Er zeigt uns auch die vier Werkstätten, die wieder betrieben werden. Die Verantwortlichen der Werkstätten sind ehemalige Schüler von Brüdern der SMB. Sie arbeiten gut und bilden neue Lehrlinge aus. Fr. Terence möchte aber die Werkstätten effizienter bewirtschaften. Sie sollten nicht nur Dienste und Hilfe leisten, sondern auch Einkommen generieren.

Zum Schluss zeigt er uns noch die Schule und das Waisenhaus. Die Schule wurde von den Jesuiten gebaut und die Gebäude sind in einem schlechten Zustand. Das Dach bedarf einer Re-novation. Die Küche des Waisenhauses ist in einem sehr schlechten Zustand. Eine der Mauern droht einzustürzen. Es sind über dreissig Waisen, die dort leben und wohnen. Auch die Matratzen sind sehr alt und sollten erneuert werden.

Fr. Terence ist eine grosse Chance für Driefontein und das Bistum Gweru. Er ist ein guter Manager und hat viele Ideen. Man kann nur hoffen, dass er für mehrere Jahre in Driefontein bleibt.

Die goldene Zeit der SMB

In Gweru besuchen wir Bischof Rudolf Nyandoro. In seiner Residenz tauschen wir uns über verschiedene Themen aus. Die Finanzierung des Damms in Driefontein ist eine grosse Last für sein Bistum. Er wäre sehr dankbar, wenn die SMB einen Teil der Kosten übernehmen könnte. Die Mambo-Presse ist für ihn auch ein Anliegen. Er musste vielem Personal künden, da er kein Geld mehr hatte für die Löhne. Es gibt nur wenige Bestellungen, da die meisten Druckmaschinen kaputt oder revisionsbedürftig sind. Es werden nur noch Taufkarten oder Lieferscheine gedruckt. Die Buchbinderei ist auch noch in Betrieb.

Das Verschwinden der SMB in wenigen Jahren ist für Bischof Nyandoro auch ein Anliegen. In seinem Bistum gibt es ausser den St.-Pauls-Brüdern keine weitere Ordensgemeinschaft. Die SMB war und ist immer noch sehr wichtig für die Kirche in Simbabwe und vor allem in Gweru und Masvingo. Unsere Missionare haben dort eine sehr gute Arbeit geleistet und wurden sehr geschätzt.

Bischof Nyandoro möchte die SMB in seinem Bistum erneuern. In diesem Sinn hat er einen Brief an den Generalrat geschrieben. Bischof Nyandoro sieht, was nötig wäre, er sieht die Probleme und die Schwierigkeiten. Leider kam er mir manchmal hilflos vor. Ihm fehlen die Ressourcen, die Finanzen, Fachleute usw. Er bemüht sich, das Beste zu tun.

In Gweru, in Harare und in Driefontein hörte ich überall, wie schön und gut es war, als die SMB tätig war. Sie hat viele Fachkompetenzen und auch Finanzen mitgebracht. Es war sozusagen eine goldene Zeit. Die SMB wollte auf eine Ablösung hinarbeiten. Einerseits ist es gelungen, da die Kirche in lokalen Händen ist. Anderseits ist vieles verloren gegangen (wie zum Beispiel die Mambo-Presse).

Auch wenn die Bevölkerung in Simbabwe noch sehr gläubig ist, musste ich feststellen, dass die Kirche in Simbabwe nicht so lebendig ist wie in Kenia. Die Situation der Kirche in Simbabwe ist nicht die beste. Während meines Aufenthalts in Simbabwe wurden viele Anfragen an die SMB gestellt. Das zeigt, dass die lokale Kirche nach wie vor auf uns zählt. In diesem Sinn kann man schon sagen, dass unser Auftrag in Simbabwe noch nicht erledigt ist.

Ich konnte auch feststellen, wie wichtig eine Visitation ist, auch wenn nur noch wenige Mitbrüder vor Ort sind. Alle Mitbrüder waren froh und dankbar, dass jemand von der Schweiz sie besucht. Es ist eine Art Wertschätzung und Anerkennung. Auch von der lokalen Kirche wurde die Visitation geschätzt. Es war ein Zeichen, dass die SMB sie nicht vergisst. Diese Kontakte mit lokalen Kirchen und Institutionen sollten wir auf jeden Fall weiterhin pflegen.

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