Abschied von Josef Kaufmann (* 23.4.1924; † 13.1.2016), Bethlehemmissionar SMB.
Lebenslauf
geboren | 12. April 1924 |
Priesterweihe | 21. März 1948 |
Sekretär, Kanzler und Verwalter der Diözese Gwelo/Gueru | 1950 – 1961 |
Generalökonom der Missionsgesellschaft Bethlehem, Mitarbeit in verschiedenen Gremien | 1962 – 1991 |
Verwaltung der Finanzen von Schwesterngemeinschaften | 1965 – 1995 |
Mitarbeit im Ressort Verwaltung | 1992 – 2002 |
Ruhestand | 2003 – 2016 |
verstorben | 13. Januar 2016 |
Nachruf von Josef Christen SMB
Josef schreibt in seinen persönlichen Memoiren:
«Ich wurde am 23. April 1921, 05 Uhr 55, in Zürich geboren und am 9. Mai 1921 in der St. Peter und Paul Kirche in Zürich getauft. Spätere Wohnorte waren dann Zürich, Cham, Ingenbohl, Olten und Basel.» Er entschied sich nach der Primarschule 1933 für das Studium am Gymnasium der Missionsgesellschaft Bethlehem. Sein berühmter Onkel Joakim Kaufmann war zwei Jahre zuvor nach China ausgereist. Schon im Seminar war Josef ganz auf dieses ferne Land ausgerichtet. Er betete gar während fünf Jahren das Vaterunser täglich auf Chinesisch.
Am Palmsonntag 1948 zum Priester geweiht, feierte er an Ostern in Gersau die Primiz. Sein Missionarsweg wurde durch das Englisch-Studium und die Diplomausbildung in Buchhaltung am Bennet College in London nach Afrika umgeleitet. Bischof Häne brauchte unbedingt einen Fachmann in Finanzfragen und Finanzverwaltung für seine grosse Diözese Gweru in Zimbabwe. Den Umgang mit Zahlen hat er von seiner Mutter geerbt. Sie sei in Gersau in der Primarschule bekannt gewesen, als die Zuverlässigste und Schnellste, wenn es um Zahlen ging. So wurde Josef nach Rhodesien berufen.
Seine Tätigkeit in Afrika
Am 1. September 1949 reiste er nach Rhodesien, heute Zimbabwe. Er begann seine Arbeit als Sekretär von Bischof Häne in Gokomere. Später bezog der Bischof eine neue Residenz in Gweru. Josef ging mit ihm. Er wurde Kanzler und Finanzverwalter für die Diözese. 13 Jahre lang versah er dieses Amt. Sicher in einer sehr interessanten, aber auch arbeitsreichen Zeit, denn die Diözese war im Aufbau.
Josef fand immer noch Zeit für sein Hobby: Briefmarken sammeln. 1961 hatte er gar eine Briefmarkenausstellung in Gweru. Grosse Beachtung und Lob fand vor allem seine wertvolle Sammlung von Vatikan Briefmarken.
Neben der grossen Arbeit fand er auch Zeit für das Billardspiel mit dem Bischof und seinen Freunden, oder für einen Vierer Jass; er pflegte auch Freundschaften, vor allem mit dem englischen Erzbischof und Original Chichester. Hier eine kleine Episode: Bei einem Sun downer (Apéro) sagte Erzbischof Chichester zu Bischof Häne: We bishops are very important in the catholic church. Dem fragend blickenden Bischof Häne sagte er dann: Ein verstorbener Bischof wird bald ersetzt, nicht so die Kardinäle. Diese seien eine Dekoration der Kirche. Dann fügte er lachend hinzu, darum habe er nicht Kardinal werden können, er wäre keine Dekoration gewesen.
Josef setzte sich ein für die Errichtung des Central store in Gokomere mit General dealer’s licence. Er schreibt: das war nötig zum Beliefern der Mission mit gemeinsam eingekauften Waren. Dazu brauchte er auch eine Importlizenz. Das war notwendig für direkte Einkäufe von Überseeprodukten in Engrosmengen zu Engrospreisen, z.B. zentnerweise Schrauben, Drahtgeflechte, Bleistifte zu mehreren 100 Gros, Motoren, etc. «Weil meine Preise alles unterboten, kaufte auch die angelikanische Kirche bei mir grosse Mengen Bleistifte mit der Aufschrift «Catholic church», schreibt Josef.
Nach 13 Jahren Rhodesien wurde Josef nach Immensee zurückberufen. Er sagt: «Die Heimberufung war eine böse Ernüchterung.»
30 Jahre Generalökonom
Schon in den 13 Jahren Finanzverwaltung der Diözese Gweru in Zimbabwe hat er die Grundlage zu dem gelegt, an dem Josef anschliessend 30 Jahre in Immensee weiterbaute, an einer persönlichen «Theologie der Missionsfinanzen». Für Mission und Kirche ein paar Stichworte dieser Theologie: solide Grundausbildung für die Finanzverwaltung, vielseitige Verantwortung vor den Spendern/innen, der Kirche, der Gemeinschaft und den einzelnen Missionaren, grosszügig und nicht engherzig, welche die Missionsarbeit hemmt, innovative Ideen, auch wenn anfänglich skeptisch aufgenommen.
Josef leitete das Finanzressort 30 Jahre lang. Er hatte einen sehr schwierigen Einstieg. Seine Vorgänger waren nicht ausgebildete Buchhalter und keine Finanzexperten. So schreibt er kritisch: Ich staune und bin überrascht, wie bezüglich Finanziellem mit wenig Ernst, mit wenig Sachkenntnis, mit wie wenig Sorge um die Zukunft, mit wieviel Krämergeist in den Tag hineingelebt wird.
Aus solchen Worten hören wir Frustration und Ärger heraus.
Und so hat Josef innovativ und nachhaltig und zäh gearbeitet, z.B:
- eine gesellschaftseigene Altersvorsorge (GAV) im Sinne der zweiten Säule
- Fürsorgestiftung für Mitarbeitende
- gemeinsame Anlage von Wertschriften (BEFO = Beteiligungsfonds)
- Gründung des Vereins Aurora
- eigene Computerprogramme entwickelt
- Erfolg in den Verhandlungen mit der Calendaria
- Er war auch in vielen Kommissionen ein gefragter Berater, z.B. Verein Missionshaus Bethlehem, Baukommission und Finanzrat
Er hat ein sehr gutes Team aufgebaut mit Hugo Stutzer, seinem späteren Nachfolger, Gusti Gisler, Werner Jauch, Josy Portmann und andere. Josef schreibt: ein Team, das etwas kann und Freude macht.
In den späteren Jahren litt Josef an grösseren, gesundheitlichen Problemen: Rückenoperation, Augenprobleme, Diskushernie, Lähmungen, die Sehkraft sank auf 30 Prozent.
Am 1. Januar 1992 war die Amtsübergabe an Hugo Stutzer.
Josef schreibt:
5 Gedanken freuen mich:
- Ich habe einen guten Nachfolger
- Als Senior kann ich im VR noch mitarbeiten
- Das VR-Team ist gut
- Die wöchentliche Jassrunde mit Brot, Rauchwurst und Wein
- Die sonnigen Ferien in meinem geliebten Maccagnio
2012 kommt Josef auf die Pflegestation. Er will aber trotz Behinderung noch am Ball bleiben: ein neuer Computer mit den Programmen für Sehbehinderte wird eingerichtet. zoom text, open book und elektronischer Kiosk.
In den letzten Wochen ging es ihm nicht mehr gut und er wurde immer schwächer. Am 13. Januar 2016 ging Josef von uns. Wir danken ihm für seinen grossen Einsatz für die SMB und ihre Mission. Er war ein kluger und tüchtiger Verwalter. Er hatte ein spezielles Gebet, das er täglich, wie er schreibt, betete.
Der Schlusssatz seines Testaments lautet: «Dieses Gebet gibt mir Ruhe und Frieden, denn ich weiss, dass Gott mich ernst nimmt und es gut meint mit mir.»