Abschied von Josef Werlen (* 12.9.1392; † 19.9.2015), Bethlehemmissionar SMB.
Lebenslauf
geboren | 12. September 1932 |
Priesterweihe | 10. April 1960 |
Gründer und erster Rektor der Mittelschule St. Anthony / Zaka, Simbabwe | 1969 – 1978 |
Beauftragter für das Schulwesen in der Diözese Gwelo | 1978 – 1985 |
Regionaloberer für Simbabwe | 1986 – 1993 |
Mitglied des Generalrats, Immensee | 1993 – 1995 |
Mitarbeit im Archiv der Missionsgesellschaft und Pfarreiaushilfen | 1996 – 2014 |
verstorben | 19. September 2015 |
Nachruf von Josef Elsener SMB
Beim verstorbenen Josi Werlen fällt auf: obwohl er für so viele Menschen und ungezählte Ereignisse praktisch jedes kleinste Detail aufzeichnete, hat er für sich persönlich keinen ausführlichen Lebenslauf hinterlassen. Er hat damit seine grosse Bescheidenheit zum Ausdruck gebracht: Nur nicht im Vordergrund stehen, nur nicht auffallen, nur nicht viele Verdienste vorweisen – und das trotz seiner vielfältigen Talente. Inmitten von acht Geschwistern wuchs er auf und verlor schon mit jungen Jahren seinen Vater. Er wuchs in Ferden im Lötschental auf und besuchte dort die Volksschule.
Und das ist das Zweite, das ihn kennzeichnete. Er war durch und durch nicht ein Walliser, sondern ein wahrer Lötschentaler. Das prägte ihn: das Tal mit seinen Dörfern und Alpen, das Bietschhorn, die Lonza, die alten Bräuche, so etwa die Tschäggättä-Masken, und vor allem die religiösen Bräuche wie das Herrgottsfest mit seinen Herrgottsgrenadieren. Er war sich seiner christlichen Wurzeln voll bewusst und lebte aus ihnen. Die Erinnerung auf die eigenen Wurzeln und ihre Pflege schenkten ihm Kraft für das Leben.
Auf diesem Hintergrund sah er sich zum Priester und Missionar berufen und trat in das Progymnasium Rebstein der Immenseer Missionare ein. Er vollendete das Gymnasium in Immensee mit der Matura. 1954 schloss er sich der Missionsgesellschaft Bethlehem an und wurde von Bischof Aloisius Haene, seinem späteren Missionsobern, 1960 zum Priester geweiht. In seiner Heimatgemeinde Ferden feierte er die Primiz.
Angesichts seiner Talente wurde er zum Universitätsstudium nach England gesandt. Dort musste er sich zunächst in einer total säkularisierten urbanen Welt, in der auch kirchliche Feste kaum mehr Platz fanden, zurechtfinden. Im Studium traf er auf einen katholischen Professor (Richard Gray), der es verstand, Josi in die afrikanische Missionsgeschichte einzuführen und zu zeigen, wie die christliche Botschaft in der afrikanischen Tradition Fuss gefasst hatte.
«Wenn ihr alles getan habt, was euch von Gott befohlen wurde, dann sagt: ‹Wir sind nur Diener; wir haben nichts als unsere Schuldigkeit getan›.»
Ausgestattet mit dem Bachelor of Arts Honours reiste er 1964 in die Diözese Gwelo im damaligen Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe aus. Schon bald erwies er sich als Erziehungsfachmann, der es verstand, seinen Schülern und Schülerinnen das nötige Wissen weiterzugeben und sie zu begeistern. Bischof Haene sandte ihn auf die St. Anthony’s Musiso Mission zur Gründung der Mittelschule, der er während fast neun Jahren als initiativer Rektor vorstand. Sein Nachfolger Bischof Chiginya ernannte ihn zum Diözesanbeauftragten für das Erziehungswesen, das er während mehreren Jahren betreute.
Während den Jahren des Unabhängigkeitskrieges tat er sein Möglichstes, um die Schulen trotz der Kriegswirren offenzuhalten. 1985 wählten ihn seine Mitbrüder in Simbabwe zu ihrem Regionalobern. Während den acht Jahren seiner Amtszeit war er unermüdlich für ihr Wohlergehen besorgt.
Dabei war es ihm ein grosses Anliegen, die Mitbrüder im Feld und jene in der Heimat über das aktuelle Geschehen in der Region und das Engagement der einzelnen Mitglieder auf dem Laufenden zu halten durch eine originelle, von Zeit zu Zeit erscheinende Publikation. Sowohl 1988 wie 1993 nahm er als Regionaloberer am Generalkapitel der Missionsgesellschaft teil. 1993 wurde er vom Generalkapitel zum sogenannten «fliegenden» Mitglied des Generalrates gewählt. Als solcher wohnte er zwar weiter in Simbabwe, aber nahm regelmässig an den Sitzungen hier in Immensee teil. Es war ihm eine besondere Freude, 1994 an der Afrika-Bischofssynode in Rom und damit unmittelbar an den Freuden und Leiden der afrikanischen Kirche teilnehmen zu dürfen.
Seine unermüdliche Schaffenskraft zehrte so sehr an seiner Gesundheit, dass er sich 1995 gezwungen sah, die Arbeit als Generalrat aufzugeben und endgültig in die Schweiz zurückzukehren.
Von 1996 an galt seine grosse Aufmerksamkeit dem Archiv der Missionsgesellschaft in Immensee. Dabei kam ihm sein immenses Wissen über die Geschichte und Vorgeschichte der Missionsgesellschaft zugute und er konnte Zusammenhänge und Verknüpfungen herstellen. Er verstand es, mit ungezählten Listen, Tabellen, Graphiken und Details die Geschichte der Missionsgesellschaft seinen Mitbrüdern und der Nachwelt lebendig zu machen. So konnte er Fragen beantworten wie: aus welchen Kantonen stammten die SMB-Missionare? Wie alt wurden sie im Durchschnitt? Wie viele Prozent der Maturaklassen des Gymnasiums Immensee traten in die Missionsgesellschaft ein? Wie viele der SMB-Priester kamen nicht aus dem eigenen Gymnasium?
Mit viel Sorgfalt und Ausdauer brachte er Ordnung in die grossen fotografischen Bestände. Er erkannte Menschen und Orte auf unzähligen unbeschrifteten Fotografien und ergänzte diese mit Namen, Zeit und Ort. Er veröffentlichte auch einige Publikationen über Mitglieder und Ereignisse der Missionsgesellschaft.
Es war ihm ein Anliegen, immer noch priesterliche Aushilfe leisten zu können. So feierte er über Jahre die sonntägliche Eucharistie auf dem Stoos.
Anfangs August begann er an einer Lungenentzündung zu leiden und er musste in die St. Anna Klinik verbracht werden. Seit seiner Rückkehr musste er einen Rollstuhl in Anspruch nehmen. Er wurde in der Pflegeabteilung des Missionshauses gepflegt, wo er am Samstag, 19. September, starb.