Kulturreise nach Simbabwe: zwischen Safari und Mission

Vom 1. bis 12. April 2024 besuchte GO Ludovic Nobel zusammen mit neun weiteren Personen aus der Schweiz Simbabwe. Auf dieser Reise lernten sie die natürliche und kulturelle Vielfalt des Landes sowie seine Ortskirche kennen, die tief mit dem Engagement der SMB verbunden ist. Es war auch die Gelegenheit für fünf Kandidaten aus Afrika, das Noviziat in Driefontein offiziell zu beginnen.

Autor Ludovic Nobel – 03.06.2024

Entdeckung des Naturerbes von Simbabwe

Unsere Reise begann mit den majestätischen Victoriafällen, die zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören. Die Fälle wurden 1855 von David Livingstone entdeckt und bieten ein atemberaubendes Naturschauspiel am Zambezi River. Sie sind etwa 1,7 Kilometer breit und stürzen 108 Meter in die Tiefe.

Anschliessend erkundeten wir den Hwange-Nationalpark, den grössten in Simbabwe, der für seine imposanten Elefantenherden und seine reiche Vielfalt an Wildtieren, darunter Löwen und Leoparden, berühmt ist. Die Wasserlöcher des Parks sind besonders in der Trockenzeit ein beliebter Ort, um Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Übrigens nutzte unsere Gruppe diese Gelegenheit, um wunderschöne Bilder einzufangen, die in einer Fotogalerie auf unserer Website, Stern von Bethlehem, zu sehen sind.

Eine Elefantenherde streift durch den Hwange-Nationalpark, den grössten in Simbabwe.

In Bulawayo, der zweitgrössten Stadt Simbabwes, die für ihre Kunstproduktion bekannt ist, erkundete unsere Gruppe das Naturkundemuseum, das sich der Tier- und Pflanzenwelt des Landes widmet. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Matopos-Nationalpark, der sich in der Nähe von Bulawayo befindet. Am Vormittag hielten wir Ausschau nach Breitmaulnashörnern, während uns der Nachmittag zum Grab von Cecil Rhodes (1853–1902) führte. Als Gründer der British South Africa Company drängte er die britische Regierung, ein Protektorat über Matabeleland zu errichten, und setzte sich dann für den Anschluss von Matabeleland und Mashonaland an das Vereinigte Königreich ein. Zu diesem Zweck gelang es ihm, ein Abkommen mit Lobengula zu schliessen, dem König der Ndebele, der damals über die Kolonie herrschte. Das heutige Simbabwe trug während der gesamten Kolonialzeit seinen Namen, nämlich Südrhodesien. In diesem Sinne wird Cecil Rhodes als der Gründer Simbabwes angesehen. Lange Zeit wurde er als Nationalheld gefeiert, doch heute wird seine politische Rolle kritischer gesehen. Sein Grab befindet sich bei World’s View und bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Matopos Hills.

Ludovic Nobel (links) und eine Teilnehmerin der Reisegruppe stehen am Grab von Cecil Rhodes beim World's View mit Blick auf die Matopo Hills.

Im Herzen des kulturellen und missionarischen Erbes von Simbabwe

Nachdem wir die Nationalparks von Simbabwe besucht hatten, erkundeten wir die Diözese Gweru, die von der Geschichte der Schweizer Missionare geprägt ist. Am Sonntag, 7. April, feierten wir in der Kathedrale von Gweru eine Messe. Am nächsten Morgen besuchten wir in Begleitung von Mgr Rudolf Nyandoro, dem Bischof von Gweru, die Mambo Press. Diese Druckerei, die in den 1950er-Jahren durch die SMB gegründet wurde, spielt weiterhin eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Bildungs- und Kirchenmaterial für die Region. Unser Besuch in Gweru endete mit einem festlichen und geselligen Essen im Bischofssitz. Von dort gingen wir nach Driefontein, wo die Gruppe drei Nächte im Regional House SMB verbrachte. Zwei Mitglieder der SMB, Anton Wey und Josef Lenherr, sowie Sr. Margrith Ackermann verbringen dort ihren Lebensabend im sogenannten Emmaus House (Teil des Regionalhauses).

Die Reisegruppe besuchte in Begleitung von Rudolf Nyandoro, dem Bischof von Gweru (Zweiter von links), die Mambo Press.

Am Dienstag, 9. April, begann unser Tag, begleitet vom Novizenmeister Pater Matthew Madziva und den fünf SMB-Kandidaten, mit einem Besuch in Great Zimbabwe, in der Nähe von Masvingo (früher Fort Victoria). Great Zimbabwe, dessen Name in der Sprache der Shona das grosse Haus des Steins bedeutet, war zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert die Hauptstadt des alten Shona-Reiches. Da die Stadt vollständig aus Stein gebaut war, wird geschätzt, dass sie zu ihrer Blütezeit eine Bevölkerung von etwa 18’000 Menschen beherbergt haben muss. Auf dem Rückweg nach Driefontein hielten wir bei der Serima-Mission an. Es war 1948, als Hans Groeber SMB in Serima ankam. Während der fast 20 Jahre, die er dort blieb, arbeitete er am Bau seiner Kirche und gründete eine lokale Kunstschule, die sich auf Holzschnitzerei spezialisierte. Die Serima-Kirche ist ein Meisterwerk, eine Art Kathedrale im traditionellen Shona-Stil: Ihre holzgeschnitzten Türen, Altäre und Altaraufsätze sowie ihre Fresken stellen biblische Szenen und Figuren dar, alles nach den afrikanischen Kunstregeln. Die von Hans Groeber gegründete Holzschnitzschule wurde mittlerweile nach Driefontein verlegt.

Driefontein: Einweihung des SMB-Noviziats

Am Vormittag des Mittwochs, 10. April, lernten wir die Missionsstation Driefontein kennen. Wir hatten die Gelegenheit, die Näh-, Schreiner- und Metallwerkstätten zu besichtigen, die von SMB-Brüdern nach dem Vorbild der Lehrlingsschulen in der Schweiz gegründet wurden. Der Besuch des Waisenhauses, in dem derzeit etwa 25 Kinder leben, war ein sehr emotionaler Moment. Auch in Driefontein befindet sich das Mutterhaus der Sisters of Jesus Child (SJI), eine Gemeinschaft, die von Bischof Alois Häne, dem ersten Bischof von Gweru und Bethlehem-Missionar, 1950 gegründet wurde. Der Vormittag endete mit der Feier einer Messe in der Missionskirche von Driefontein. Während dieses Gottesdienstes begann das Noviziat für 5 Kandidaten aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Die 5 jungen Männer hatten zuvor sechs Monate bei der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder Jesu von Nazareth (SBJN) in Harare verbracht, wo sie mit der simbabwischen Kultur und der Spiritualität von Bethlehem vertraut gemacht wurden.

Am Nachmittag besuchten wir unter der Führung von Pater Terrence, dem für die Mission in Driefontein zuständigen Priester, den von unserem Mitbruder Josef Stocker errichteten Staudamm. Das Wasser aus dem Damm wird dank vier neu installierter Pumpen zur Bewässerung des grossen landwirtschaftlichen Anwesens verwendet. Dank der Wiederaufnahme der Schweine- und Rinderzucht lebt die kleine Metzgerei, die jahrelang von Bruder John Burkart SMB geführt wurde, wieder auf.

Das SMB-Regionalhaus in Driefontein war während Jahrzehnten das Rückgrat für die SMB-Missionare.

Harare: letzte Station unserer Reise

Unsere bereichernde Reise endete in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, wo wir nach einer Stadtrundfahrt und dem Besuch eines lokalen Marktes von Mutter Lydia empfangen wurden, der Oberin der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder Jesu von Nazareth (SBJN), die die gleiche Spiritualität wie unsere Gemeinschaft teilt. Für die Gruppe war es auch die Möglichkeit, Franz Wirz und James Bernet kennenzulernen, zwei SMB-Mitglieder, die in dieser Gemeinschaft leben. Kurz nach unserem Besuch, am 25. April, verstarb James Bernet an einem Schlaganfall.

Gemeinsam feierten die SBJN-Gemeinschaft, die SMB-Novizen, die SMB-Mitbrüder vor Ort und die aus der Schweiz angereiste Gruppe eine mit afrikanischen Liedern und Rhythmen angereicherte Messe und beteten dafür, dass der Missionsgeist von Bethlehem in der Schweiz und in Simbabwe weiterlebt.