Noch im vergangenen Sommer schrieb Laurenz einen kurzen Beitrag für unser internes Informationsblatt «Officiosa» mit dem Titel «Mein erster Kontakt mit der Missionsgesellschaft Bethlehem».
Lebenslauf
geboren | 20.11.1939 |
Eintritt in die Missionsgesellschaft | 3.12.1961 |
Seminar Schöneck: Schmied, Sanitär | 1961 – 1965 |
Taiwan: Sprachstudium; Werkstattlehrer an der Handwerkerschule | 1967 – 1979 |
Pastoral- und AV-Kurs in Manila | 1979 – 1980 |
Bildungshaus Taidong: AV-Arbeit | 1980 – 1990 |
Pastoralinstitut Taipei: AV-Arbeit | 1990 – 1995 |
Kuangchi-Zentrum: Medienarbeit | 1995 – 2005 |
Taidong: Bibel- und Kursarbeit für chinesischsprachige Seelsorger/innen | 2005 – 2013 |
Immensee: Kursarbeit, Website, Medien | 2013 – 2021 |
verstorben | 6.1.2022 |
Nachruf (von Josef Meili SMB)
Und dieser erste Kontakt scheint mir fast symbolisch für sein Leben und Arbeiten in der SMB. Zusammen mit guten Freunden aus der Gegend, Gerold Betschart und Pius Ulrich, und zwei Seminaristen der SMB, Hans John und Josef Felber, die ihn, den Scharführer der Jungwacht, im Sommerlager unterstützten, bestieg er den Glärnisch. Der Aufstieg war nicht einfach, und Laurenz beschreibt ihn spannend: Umwege, Gewitter, Nebel, aber immer wieder taten sich neue Wege auf, sodass sie alle das Ziel erreichten. So vielfältig wie diese Bergtour war auch sein Leben.
Laurenz erblickte am 20. November 1939 das Licht der Welt und wuchs mit seinen Geschwistern in Muotathal auf. Bei seinem Vater machte er eine Lehre als Schmied und übte diesen Beruf im elterlichen Betrieb aus bis zum Eintritt ins Missionsseminar Schöneck 1960. Laurenz fühlte sich im Seminar Schöneck von Anfang an wohl und gut integriert, vor allem, weil er im kurz zuvor verstorbenen SMB-Bruder Dominik Neuhaus einen Meister fand, der ihn in jeder Beziehung, im beruflichen und geistlichen Leben, begleitete und förderte. So bildete sich Laurenz zusätzlich als Sanitärinstallateur weiter.
1967 wurde Laurenz nach Taiwan ausgesandt. Nach anderthalb Jahren Studium des Mandarin-Chinesisch begann er seine Tätigkeit an der Handwerkerschule als beliebter Fachlehrer und Werkstattleiter der Schlosserei. Auf seinen grössten Auftrag, mit seinen Schülern und Lehrlingen 300 Spitalbetten mit verstellbarem Kopf- und Fussteil für das renommierte Mackay-Spital zu konstruieren, war er stolz und durfte auch stolz sein.
1975 übernahm Laurenz für zwei Jahre die Leitung der Schreinerei des Lehrlingswerkes und später die Leitung des Bildungshauses der SMB, auf die er sich 1979/80 – zusammen mit mir – in einem Pastoralkurs am Pastoralinstitut in Manila vorbereiten konnte. Er erweiterte ihn mit einem Kurs für audiovisuelle Medienarbeit bei Sonolux Asien in Manila.
«Der Geist teilt einem jeden seine beson deren Gaben zu.»
Mit diesem soliden Rüstzeug übernahm er mit Begeisterung für zehn Jahre die Leitung des Bildungszentrums der SMB in Taitung und begann damit auch seine Medienarbeit, wobei er eine beträchtliche Sammlung von Dias anlegte und Tonbilder zusammenstellte. Auch beschaffte er viele biblische Videos, die er für die Katechese bearbeitete.
1990 ermunterte ihn der damalige Generalobere Josef Elsener, seine audiovisuellen Fähigkeiten in einem weiteren Rahmen einzusetzen. Deshalb wechselte Laurenz ins Pastoralinstitut in Taipei, wo er für die angehenden Katechetinnen und Katecheten audiovisuelle Materialen erarbeitete. Dazu kam die biblische Bewegung von AsIPA (Asiatischer Integraler Pastoralansatz), von der Laurenz 32 Module in Chinesisch in seinen Computer versorgte. Später produzierte Laurenz im Medienzentrum der Jesuiten in Taipei viele Übersetzungen und arbeitete auch am Drehbuch über einen Videofilm über den Einsatz der SMB in Taiwan. Daneben verkabelte er alle Computer des Jesuitenstudios und die persönlichen Computer der Jesuiten. Hier zeigte sich Laurenz einmal mehr als Universalgenie.
Nach einem kurzen Einsatz im Bildungsdienst der SMB 2003 bis 2004 begann ein letzter Abschnitt seiner vielfältigen Tätigkeiten in Zusammenarbeit mit Rita Chen mit der Durchführung von AsIPA-Kursen und kommunikativer Theologie in Taiwan und Malaysia. Nach einem Besuch im ersten SMB-Missionsgebiet in Tsitsihar in China begann das Projekt zur Weiterbildung chinesischer Seelsorgerinnen, Seelsorger und Ordens-frauen noch intensiver in Zusammenarbeit mit Rita Chen und ihrem Mann Peter Baumann. So war Laurenz in den kommenden Jahren – auch nach seiner Rückkehr 2013 in die Schweiz – vor allem mit der Planung und Durchführung von etwa 30 Kursen in Singapur, Taiwan und der Schweiz beschäftigt. Dies beinhaltete vor allem das Vorbereiten und Bearbeiten der Texte für die entsprechenden Kurse – natürlich in Chinesisch. Chinesisch auf dem Computer zu schreiben, war für ihn gleich einfach wie Deutsch. Wenn Laurenz diese Kurse vorbereitete, so war ihm dieser spezifische spirituelle Beitrag für chinesische Seelsorgerinnen, Seelsorger und Ordensfrauen, den er leisten konnte, sehr wichtig, ja es wurde zu seinem Herzensanliegen.
Das Generalkapitel 2013 wählte Laurenz in den Generalrat. Er übernahm die Betreuung der SMB-Website und die Gestaltung des SMB-internen Kommunikationsorgans «Officiosa». Dieses Engagement behinderte aber die Kurse für chinesische Seelsorgerinnen, Seelsorger und Ordensfrauen nicht, denn ein grosses Anliegen war dabei auch, chinesische Kursleiterinnen und Kursleiter weiterzubilden, damit sie selbst in China oder anderswo Kurse durchführen konnten. Im Herbst 2019 fand ein bedeutsamer Kurs in Hertenstein statt, an dem Laien, Ordensfrauen, Seminaristen, Priester teilnahmen, die alle zur selben Diözese in China gehörten. Sie luden nachher Laurenz und Rita Chen auch nach China zu einem Besuch ein. Leider waren die Pläne, diese Kursteilnehmenden dann in China zu besuchen, wegen der Coronapandemie nicht mehr möglich.
Wenn ich alle die verschiedenen Tätigkeiten von Laurenz aneinanderreihe, so wirkt diese lange Kette wirklich wie ein vielfältiger und mit vielen neuen Orientierungen verbundener, teilweise auch komplizierter Aufstieg auf einen Berg.
Ich persönlich habe Laurenz während meines 20-jährigen Aufenthalts in Taiwan als liebenswürdigen, ruhigen und vor allem hilfsbereiten Mitbruder erleben dürfen. Wenn ich mit einem Anliegen kam, liess er alles liegen und widmete sich mir und meinen Fragen. Dass dabei das eine oder andere längere Zeit liegen blieb, liegt auf der Hand. Laurenz war immer zu haben für einen Jass, fürs Schwimmen im Meer, für eine Wanderung und für unser SMB-Chörli, in dem er die zweite Tenorstimme sang.
In den letzten Jahren hier in der Schweiz hatte Laurenz mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, wobei er sich oft nichts anmerken liess. Während er selber manchen Mitbrüdern mit Fussmassage Linderung ihrer Leiden verschaffte, versagten bei ihm wichtige Organe, sodass er am 6. Januar, am Dreikönigstag, auf der Pflegeabteilung des Missionshauses, sozusagen als vierter König, seinen Meister, Jesus Christus, endgültig gefunden hat.
Wir danken dir, Laurenz, für deinen vielfältigen missionarischen Dienst in Taiwan und in der Schweiz und für deine Liebenswürdigkeit.