Paul «Pablo» Meier

Marana tha war ein Lieblingsgebet von Pablo in Aramäisch, in der Mutter-sprache von Jesus, in seinem Büro mit griechischen Buchstaben sichtbar: so ähnlich vertraut und fremd, so geheimnisvoll wie der Ausdruck marana tha steht Pablo vor meinen Augen.

01.09.2021

Lebenslauf

geboren 16.2.1934
Priesterweihe 8.4.1962
Immensee: Lehrer am Gymnasium 1963 – 1966
Diplom in Kunstgeschichte und -pädagogik, Simbabwe: Missionserfahrung 1967 – 1969
New York: Studium der Pädagogik (MA) 1970 – 1971
Immensee: Lehrer am Gymnasium 1971 – 1976
Ricaurte (Kolumbien): Indianerseelsorge 1976 – 1985
Immensee: Lehrer und Internatspräfekt 1986 – 1993
Callao (Peru): Seelsorge 1993 – 1996
Nottwil (LU): Pfarrvertreter 1996 – 2002
Missionshaus: Seelsorge, Kunstschaffen 2002 – 2021
verstorben 18.8.2021

Nachruf (von Martin Jäggi SMB)

Paul entstammte der einfachen Familie Meier-Bruggisser und wuchs in Wettingen mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf. Mit ihnen und dem wachsenden Familienclan, mit Freundinnen und Freunden fühlte er sich – bei jeder geografischen Entfernung – zeitlebens sehr verbunden.

Nach Gymnasium, Missionsseminar und Priester-weihe wurde er für den Schuldienst bestimmt und erhielt eine entsprechende Ausbildung als Zeichnungslehrer an der Kunstgewerbeschule Luzern und später an der Fordham-Universität New York.

Am Obergymnasium Immensee war er Präfekt, lehrte die Fächer Zeichnen, Religion, Englisch, Spanisch und Psychologie. Drei Jahre war er beurlaubt und verbrachte inspirierende Zeit in der Gweru-Mission, Rhodesien, heute Simbabwe.

Nach weiteren fünf Jahren Immensee lockte ihn 1976 Lateinamerika, wo er dreizehn Jahre ver-brachte. Von Ricaurte in Kolumbien her schrieb sein Nachfolger, der Diözesanpriester Ignacio Vallejo: «Padre Pablo war ein ganz grosser Missionar unter dem Volk der Awá.» Ebenso wirkte er in Callao, Peru, und verbrachte einen Abklärungsbesuch in Bolivien. Über die Zeit in den Missionen schreibt Pablo bemerkenswert: «Sie haben mich bekehrt.»

2 Tim 2, 9b

«Das Wort Gottes kann man nicht in Fesseln legen.»

Zwischenzeitlich hatte er immer wieder unter schweren gesundheitlichen Störungen zu leiden, wurde mehrmals operiert, musste sich schonen und Rekonvaleszenzzeiten einlegen. Zurück in der Schweiz, übernahm Pablo, unter dem Stichwort MiPlaCH (Missionsplatz Schweiz), die Pfarreileitung Nottwil und leistete priesterliche Dienste in Oberkirch. Wieder im Missionshaus, widmete sich Pablo der Malerei, wie er selbst schreibt, «nicht bloss als Hobby, sondern als Verkündigungsauftrag». Sein Künstlerfreund Otto Heigold äussert sich über die Zeichenbilder von Pablo so: «Gehe ich nahe an die Gewebe der offengelegten Jutesäcke heran, erfahre ich die Präsenz dieser verhaltenen Farben, Oberflächen, Zwischenräume. Oft sind noch Buchstaben oder Worte unter den Bildschichten versteckt.

Es wird mir bewusst: Die Sackteppiche werden zum Lebensteppich des Künstlers. In seinem Innersten liegen Spuren verborgen, dort weht der Atem von Pfingsten. Nichts ist überflüssig, nichts wirkt feierlich. Alles ist kraftvoll, verletzbar, gleich unserm Leben. Das Sackbild dort an der Chorwand trägt den Titel ‹Das Reich Gottes ist in eurer Mitte›.»

Was mich persönlich an Pablo inspiriert hat, war sein Misstrauen gegenüber ewigen Wahrheiten. Er war ein fragender Mensch, ein Sucher. Einer, der Jesus im Geringsten, im Unbedeutendsten, im Ärmsten begegnen wollte. Völlig passend zum heutigen Evangelium schreibt Pablo: «Der Letzte erhält wie der Erste seinen vollen Taglohn – also genau das, was jede und jeder von uns braucht. Dieser Zusage Seiner liebenden Fürsorge darf ich – für mich und für alle Menschen – vertrauen, im Leben und im Sterben.»

Und: «Mein Testament schliesse ich mit dem Herzensgebet, das mich im Leben helfend begleitet hat: Marana tha – unser Herr, Komm!»

«Sakrale Sackbilder» – ein Film über Pablo Meier

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