48 Personen begaben sich beim Treffen des Freundschaftskreises SMB vom 4. Mai 2024 auf die Spuren von fünf SMB-Mitgliedern. Sie erhielten Einblick in deren Leben, blickten zurück, hielten inne und tasteten sich an Visionen der SMB-Gemeinschaft heran. Begleitet wurden diese Begegnungen von der vielseitigen Musikerin Nicole Flühler.
Autorin: Anna Schäli
Josef Amstutz, Kerns
Viele Stichworte über Josef Amstutz, die im Vorfeld gesammelt wurden, füllten ein ganzes Plakat. Seine Nichte Monika Amstutz erzählte zu einzelnen davon Anekdoten und berichtete von den Gefühlen gegenüber ihrem Onkel.
Onkel Sepp war für mich ein Mann mit Geheimnissen. Wir bewunderten ihn … den Onkel, der im weissen VW Käfer – in abenteuerlichem Fahrstil – vorfuhr, der viele Sprachen sprach, aber nie viel von seiner Arbeit erzählte. Er erklärte seine Tätigkeit – für mich – nur bruchstückhaft: War er zu schüchtern, zu bescheiden? Traute er uns nicht zu, ihn zu verstehen? Oder wollte er einfach nur im Haus seines Vaters sein, bei der Familie seines Bruders? Der Kontakt zu ihm war geprägt von Respekt vor diesem Intellektuellen, diesem Generaloberen der Immenseer. Fragen und Ideen blieben: Onkel Sepp ein General … was konnte ich mir darunter vorstellen? Als junges Mädchen wollte ich ihm nacheifern. Ein Aufsatz in der 6. Klasse zeigt den Wunsch, Lehrerin zu werden, in die Missionen zu gehen, Bildung zu vermitteln … Lehrerin bin ich nun schon mehr als 40 Jahre, in die Missionen habe ich es noch nicht geschafft J.
Josef Amstutz war ein Gottsucher. Der Landesvater Bruder Klaus war ihm ein Vorbild. Er sei kein kämpferischer Boxer gewesen, sondern ein «Stratege mit Herz».
SMB-Missionar Josef Amstutz war von 1967 – 1981 Generaloberer der Missionsgesellschaft Bethehem SMB.
Pablo Meier, Wettingen
Stichworte auf einem Kaffeesack zeigten die Lebens- und Arbeitsorte von Pablo Meier. Beat Meier, der jüngere Bruder von Pablo, erzählte von gemeinsamen Erlebnissen aus der Jugendzeit in Wettingen, und die von Astrid Peissard ausgewählten Bilder gaben einen Einblick in das künstlerische Schaffen von Pablo. Das von Nicole Flühler interpretierte Jodellied passte ausgezeichnet zum Wesen von Pablo:
«Im Läbe het di mängisch scho
Ganz öppis Grosses öberno
Hesch gstuunet ganzi Stunde
Und keini Wort meh gfunde»
Er versuchte zeitlebens, sei es durch seine Arbeit als Missionar oder durch seine Kunst, jenen Menschen eine Stimme zu geben, die keine Stimme haben oder nie gehört wurden. Die gezeigten Bilder seines Schaffens und seiner Kämpfe veranschaulichten seine Passion für Menschen und für Gott.
SMB-Missionar Pablo Meier.
Alfred Wey, Wolhusen
Er ist bald 90-jährig und seit 1972 in Kolumbien als Priester unter Kleinbauern und -bäuerinnen tätig. Sein Cousin Willi Wey, auch Schriftsetzer wie Alfred, zitierte aus einem schriftlichen Interview, und sein Bruder Armin Wey spielte Cello, wie sie es während ihrer Jugendzeit und im Heimaturlaub öfter gemeinsam taten.
Alfred ist in guter Erinnerung, wie das ganze Missionsteam im Sinne der Befreiungstheologie gut zusammengearbeitet hat. Die SMB konnte verschiedene Menschengruppen aus ihrer Resignation herausführen – «fürchtet euch nicht!» –, indem sie Zuversicht säte und damit Selbstvertrauen bei den Indigenen weckte. So entstanden Basisgemeinden, Frauen- und Landjugendgruppen, wurden Führungskräfte geschult. Alfred beschäftigt es: «Warum bleiben die Bauern in Kolumbien trotz fruchtbarem Boden arm?»
SMB-Mitglied Alfred Wey (rechts) ist in Popayán tätig. Im Bild mit Franz Wirz SMB am Generalkapitel im Juli 2023 in Immensee.
Josef Meili, Muolen
Beim Gespräch mit Josef Meili kam so einiges ans Licht: vom Möhl-Most – der Most mit dem Charakter –, für den der Neffe von Josef die Äpfel liefert, bis zur Vision, dass auch der Freundschaftskreis seinen Charakter zeigt wie dieser Most.
Es war ein Film von Alfons Rust über China, der Josef bewegte und ihn zur SMB führte. Die Einsatzjahre in Taiwan waren für ihn prägend. Die Rückkehr mit dem steilen Einstieg als Generaloberer war nicht einfach. Seine Lehre aus der Missionserfahrung: «Auch kleine Gruppen können tatkräftig und mutig eine Botschaft in die Welt tragen.» Die SMB ist mittlerweile eine solche kleine Gruppe. Nicht alle Mitglieder sind begeistert vom neuen Aufbruch, trotzdem wünscht sich Josef, dass Aufbrüche immer wieder möglich sind. Seine Vision: dass jede und jeder des Freundschaftskreises SMB die Botschaft von Bethlehem lebt, die Spiritualität der SMB weiter in die Welt trägt und die SMB unterstützt.
Josef Meili (links) wird am Treffen vom Freundschaftskreis am 4. Mai 2024 von Rita Inderbitzin zum Weg seiner Berufung und zu seinen Tätigkeiten bei der SMB befragt. Rechts daneben die Stellwand mit den Porträts der fünf SMB-Mitglieder, die am Treffen vorgestellt wurden.
Ludovic Nobel, Estavayer-le-Lac
Der seit dem 1. Oktober 2023 neue Generalobere Ludovic Nobel konnte nicht anwesend sein. Ein Interview wurde vorgängig aufgezeichnet. Eine Mappe mit Luftpostbriefen des ehemaligen Generaloberen Josef Amstutz verdeutlichte den Unterschied zwischen damals und heute. Noch vor 25 Jahren war eine Nachricht wochenlang per Luftpost unterwegs, bis sie beim Empfänger in Übersee ankam. Heute sind es die täglichen Posts auf Instagram und Facebook, die der neue Generalobere mit einem Knopfdruck in die Welt schickt. Über 93’000 Follower können die Nachrichten auf www.etoiledebethleem.com lesen. Es ist eine alltägliche Art der Kommunikation geworden. Nicht nur in dieser Hinsicht hat sich die Welt verändert. Ludovic Nobel ist der jüngste Generalobere, der je in der SMB gewählt wurde; er ist 30 Jahre jünger als der zweitjüngste Mitbruder. Die kleinen Gemeinschaften im Torry, Fribourg, und in Simbabwe bringen Hoffnung auf eine neue Entwicklung in die Gemeinschaft. Passend zu den Visionen ertönte das Lied: «I have a dream».
Ludovic Nobel ist der jüngste Generalobere, der je in der SMB gewählt wurde. Er nicht am Treffen teilnehmen, sein Interview wurde jedoch im Vorfeld aufgenommen.
Anschliessend begaben wir uns in die grosse Kapelle und liessen uns von Josef Christen zu den sechs spirituellen Leitlinien der SMB inspirieren. Die Kirchenmusikerin Nicole Flühler ergänzte diese mit passenden Liedern. Es war ein sehr berührender Abschluss, und einmal mehr wurde uns bewusst, wie aktuell die Spiritualität der SMB ist. Mit dem Lied «Zäme stah» endete das Treffen des Freundschaftskreises SMB.
Das von der SMB gespendete Zobig wurde rege für den gegenseitigen Austausch genutzt.
Bildimpressionen
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Monika Amstutz (links), die Nichte von Josef Amstutz, erzählte Anekdoten zu ihrem Onkel. Rechts im Bild: Interviewerin Anna Schäli.
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Armin Wey, der Bruder von Alfred Wey, spielte Cello, wie er es mit Alfred während ihrer Jugendzeit öfters gemeinsam taten.
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Mitglieder des Freundschaftskreises im Gespräch mit SMB-Mitglied Ernst Gassner (Mitte).