Das Konzept der missionarischen Einsätze in Ergänzung zur «Gebietsmission» war eine Antwort der Missionsgesellschaft Bethlehem auf das 1973 von der damaligen weissen Minderheitsregierung in Südrhodesien (ab 1980 Simbabwe) ausgesprochene Einreiseverbot für sechs junge SMB-Missionare. Diese übernahmen daraufhin Aufgaben in Sambia und Tansania (1974) und in Peru (1975).
1974 reisten die SMB-Mitglieder Luigi Clerici, Ernst Wildi und Josef Braun nach Sambia. Clerici und Wildi übernahmen Professuren am nationalen Priesterseminar Mpima/Kabwe, 180 Kilometer nördlich der sambischen Hauptstadt Lusaka. Während Luigi Clerici nur bis 1975 im Seminar blieb, stiessen die SMB-Priester Franz-Josef Stampfli (von 1978 bis 1982) und Konrad Brühwiler (von 1981 bis 1984) zum Team in Mpima. – Braun begann seine missionarische Tätigkeit in Monze im Süden des Landes, wo er bald die Verantwortung für diözesane Publikationen in der Sprache der Tonga übernahm. Auf den Mangel an liturgischen und katechetischen Büchern reagierte er mit einer eindrücklichen, minutiösen Übersetzungs- und Produktionsarbeit. Und diese Arbeit geht bis heute, auch von Immensee aus, weiter.
Sambia-Team 1982. Stehend v.l.: Josef Kaiser SMB (als Generalvikar zu Besuch), Edith Knuth, Konrad Brühwiler SMB, Jürg Noti, Elsbeth Noti, Josef Christen SMB, Esther Nussbaumer, Ernst Wildi SMB, Josef Braun SMB. Kniend v.l.: Martin Jäggi SMB, Maria Zimmermann, Armin Rusterholz SMB. Foto: Archiv SMB
Die junge Nation Sambia war erst seit 1964 unabhängig und auf der Suche nach einer eigenen Identität. Ernst Wildi schrieb 1976 im «Wendekreis»: «Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, dass wir weisse Dozenten im Seminar in einer nicht allzu einfachen Situation sind. Wir sind Fremdarbeiter, die der jungen Kirche helfen, selbständig zu werden.»
Schon seit 1973 war der Immenseer Missionar Michael Traber für drei Jahre am Africa Literature Centre in Kitwe tätig, einer Institution, die sich auf die Ausbildung von afrikanischen Journalisten, Schriftstellern und Künstlern spezialisiert hatte.
1978 begann eine gemischte missionarische Equipe in Chipata, einem Armenviertel von Lusaka mit 20’000 Menschen, unter anspruchsvollen Bedingungen zu wirken. Neben einheimischen Mitarbeitenden und dem SMB-Priester Martin Jäggi arbeiteten über kürzere oder längere Zeit – vor allem im Gesundheitsbereich und mit Frauengruppen – Cécile Zgraggen, Esther Nussbaumer, Veronika Saile und Rita Inderbitzin sowie der SMB-Bruder und Elektromechaniker Armin Rusterholz mit. Ende 1988 ging dieser Einsatz zu Ende. Die Equipe war tief betroffen beim Abschied, als die Leute sagten: «Ihr habt mit uns unser Leiden geteilt. Ihr seid vom Gleichen betroffen wie wir, von der Unsicherheit, vom Dreck, vom Wassermangel. Ihr habt euch mit uns identifiziert.»
Martin Jäggi mit Sesilia Phiri (links) und Emeria Tembo im Chipata Compund, einem Armenviertel von Lusaka, in Sambia (1979). Foto: Archiv SMB
In der während langer Zeit verwaisten grossen Landpfarrei Kaparu, 120 Kilometer nordwestlich von Lusaka, begannen der SMB-Priester Josef Christen und die Krankenschwester Edith Knuth ab 1980 zusammen mit Comboni-Schwestern ihren Einsatz. 1982 stiess auch Franz-Josef Stampfli zur Equipe, in einer späteren Phase 2002 Walter Kaufmann. – Nach vier Jahren Aufbauarbeit in Kaparu stellte Josef Christen fest: «Was uns ermutigt, ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Wir haben einen Weg gefunden, die Leute stehen hinter der neu errichteten Klinik. Die Erfahrung mit dem gemischten Team von Einheimischen und uns Weissen freut mich am meisten.» Und Walter Kaufmann resümiert im Rückblick: «Ich habe das einfache Leben der Einheimischen geteilt und geliebt.»
In Bildungsprojekten und in der Landwirtschaft arbeiteten in den 1980er- und 1990er-Jahren das Ehepaar Elsbeth und Jürg Noti, die Familien Huwiler und Landolt und das Ehepaar Franziska und Werner Dällenbach. – Franziska Dällenbach, die 1996 auf der Fatima-Station bei Ndola eine «Barfuss-Schule» mitgründete für Kinder, die sich keine Schuluniform und keine Schuhe leisten konnten, schrieb im Jahr 2000, nach zehn Jahren Einsatz: «Schon oft fragte ich mich, ob ich nicht viel mehr empfange, als ich gebe. Ich meine, dass mich Sambia viel toleranter gemacht hat. Neue Werte lernte ich kennen, davon möchte ich manches übernehmen. Ich sehe vieles in einem neuen Licht. All das zähle ich zum Schatz, den ich mit nach Hause nehmen werde.»
Rita Inderbitzin beim Nähen mit Frauen im Chipata Compound in Lusaka in Sambia. Foto: Archiv SMB
Auch nach der Jahrtausendwende gingen mit dem Verein Bethlehem Mission Immensee und später dem Verein Comundo zahlreiche Fachpersonen in einen Einsatz nach Sambia, vor allem im Gesundheitsbereich (Aids) und in Bildungsprojekten. Kinder und junge Menschen sollen bessere Zukunftschancen erhalten dank Zugang zu Schul- und Berufsbildung und Schutz vor Gewalt.
Kaparu, Sambia (1983): Josef Christen und der Pfarreiratspräsident bei der Bestellung des Pfarrfeldes (5 ha). Foto: Archiv SMB
Weitere Bildimpressionen
-
Martin Jäggi SMB bei einem Begräbnis in Chipata (ca. 1981). Foto: Archiv SMB
-
Veronika Saile tanzt mit einer Frauengruppe im Chipata Compound in Lusaka. Foto: Archiv SMB
-
Sambia Chipata: Martin Jäggi empfängt eine Gruppe Kinder in der «Blechdach-Pfarrei» (ca. 1981). Foto: Archiv SMB
-
Sambia – Kaparu: Kirche und Mission (ca. 1981). Foto: Archiv SMB
-
Ernst Wildi vor dem Mpima-Seminar (1979). Foto: Archiv SMB
-
Karte von Sambia.