Am 11. Januar 2025 fand in Immensee der traditionelle Begegnungstag der SMB mit dem Freundschaftskreis SMB und dem Verein Bethlehem Mission Immensee statt, vorbereitet und moderiert von Stephan Kaiser-Creola. Gut 50 Teilnehmende trafen sich, um sich über die Weltsynode zu informieren und sich zu deren Adaption in der Schweiz auszutauschen.
Text: Stephan Kaiser-Creola / Peter Leumann
Fotos: Urs Keel
«Danke für die Erfahrungen der Weltsynode bzw. den Bericht von Helena Jeppesen, für Begegnungen, für Bestärkung und nährende Gespräche sowie Hoffnung.» – Diese Rückmeldung einer Teilnehmerin fasst viele andere ähnliche Einschätzungen am Ende des Begegnungstags zusammen.
Helena Jeppesen – lebendig und motivierend
Helena Jeppesen-Spuhler, Religionspädagogin und Mitarbeiterin beim Hilfswerk Fastenaktion, war eine von zehn europäischen Delegierten, die an den verschiedenen Begegnungen und Gesprächsrunden der Weltsynode teilnahmen. Sie berichtete sehr dynamisch, realistisch, lebendig und motivierend über den Verlauf und die Ergebnisse der Synode mit insgesamt 360 Teilnehmenden, davon 260 Bischöfe und Kardinäle, 10 Ordensleute sowie weitere Delegierte mit 54 stimmberechtigten Frauen. Für die Atmosphäre war wichtig, dass an 30 runden Tischen in Gruppen ausgetauscht wurde. Eine grosse Gesprächsbereitschaft war spürbar, nicht zuletzt auch von Papst Franziskus selbst. Der Wunsch nach einer vermehrt synodalen und dezentralen Kirche war stark.

Die Referentin Helena Jeppesen berichtete lebendig und motivierend über ihre Erfahrungen an der Weltsynode in Rom.
Die katholische Kirche hat die Vielfalt der Welt in ihren Genen, so konnten unterschiedliche Ansichten und Fronten im Gespräch und mit Kompromissen angegangen werden. Spürbar war der Einfluss der lateinamerikanischen Kirche, die den anderen Kontinenten weit voraus ist, was Erfahrungen mit Versammlungen und Prozessen betrifft; selbst eher konservative Vertreter aus dieser Weltregion wollen beim synodalen Prinzip bleiben, was nicht von allen geteilt wird.
Klar wurde, dass sich die Strukturen der Kirche verändern müssen, aber allgemein gültige Rezepte dafür gibt es nicht. In zehn Kommissionen bzw. Studiengruppen wird zu einzelnen Themen weitergearbeitet, Ergebnisse sollen im Sommer 2025 vorliegen. Unterschiedliche Einstellungen wurden sehr deutlich, zum Beispiel zwischen Ost- und Westeuropa und zwischen asiatischen und afrikanischen Kirchenerfahrungen. Am Beispiel des Frauen-Diakonats zeigte sich das exemplarisch. Als es plötzlich hiess, die Diakonatsweihe für Frauen sei noch nicht reif, entstand grosser Protest, auch wegen eines ungenügenden Zwischenberichts. So wurde dann entschieden, dass diese Frage weiterverfolgt werden muss, nicht zuletzt, weil dies ein wichtiges Thema für viele Weltregionen ist und eben nicht nur – wie manchmal behauptet – für Europa.

Die dichten und anregenden Ausführungen und Impulse der Referentin wurden in Gesprächsgruppen besprochen und kommentiert.
Eine hilfreiche Methode: «Gespräch im Geist»
Vor Papst Franziskus wurde deutlich gesagt, dass ein wichtiges Thema wie das Diakonat der Frauen nicht einfach als erledigt betrachtet werden könne. Wir müssten uns alle spirituell verankern und an den unterschiedlichen Orten weiterdenken. Helena Jeppesen stellte uns dabei die Methode «Gespräch im Geist» vor, die auch an der Synode praktiziert wurde: Zu einem Thema gibt es verschiedene Statements von 4 bis 5 Minuten, darauf folgt eine Stille von 2 Minuten. Erst nach einer Austauschrunde wird dann gefragt, was dies bedeutet und was im Plenum weitergegeben werden soll. – Eine Methode, die nicht völlig unbekannt ist, aber dennoch eindrücklich einen Sinneswandel an der Synode zeigt, der die Teilnehmenden am Begegnungstag beeindruckt. Eine Methode, die auch bei uns zur Nachahmung empfohlen ist.
Die dichten und anregenden Ausführungen und Impulse von Helena Jeppesen wurden in Murmelgruppen und auch in längeren Gruppengesprächen besprochen und kommentiert. Dabei kamen viele Meinungen, Fragen und Anliegen zum Ausdruck, nicht zuletzt Bezüge zu unserer gesellschaftlichen Situation in einer Welt der Krisen. Die Kirche hat nach wie vor ihren Auftrag als globales Netzwerk für Fragen der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung.

In einer längeren Gruppenarbeit am Nachmittag wurden Erkenntnisse, Anliegen und Fragen auf einem Plakat festgehalten und dann ins Plenum getragen.
Hoffnung stiftende Aufbrüche?
In einer Schlussrunde präsentierten die Gesprächsgruppen ihre Erkenntnisse, Anliegen und Fragen. So wurde auch der neue Weg der SMB mit afrikanischen Novizen und Priestern als Mitglieder thematisiert, was als Hoffnungszeichen gesehen, aber auch mit Sorge betrachtet wird. Gefragt wurde, wie die bisherige synodale Geschichte der SMB weitergeführt und die Erfahrungen von gemischten Equipen-Einsätzen weiter gepflegt werden können. Zudem wurden der interkulturelle Dialog innerhalb der Kirche sowie partizipatives Denken und Handeln auf allen Ebenen erwähnt. Dabei kam auch der «innerkirchliche Rösti-Graben» zur Sprache, den wir in der Schweiz deutlich spüren.
Mehrere Teilnehmende wünschten sich zum Schluss eine SMB-BMI-Synode oder etwas Ähnliches – neue Aufbrüche und Hoffnungen wie auch vermehrte «Gespräche im Geist» und Sorge zu den spirituellen Quellen. Oder wie es jemand in einer Rückmeldung schrieb: «Herzlichen Dank! Ich habe heute Hoffnung geschöpft, die Kirche bewegt sich doch.»
Herrschaft und Befreiung
Im Rahmen des Begegnungstages stellte Josef Estermann sein neues Buch vor, das mit seiner Thematik und seiner befreienden Botschaft gut passte: «Eine andere Welt ist möglich!»
Die Theologie der Befreiung ist schon unzählige Male totgesagt worden. Die Beweggründe für ihr Entstehen aber sind weiterhin intakt und haben sich zum Teil noch verschärft: Armut, Ungleichheit, Diskriminierung, Klimakrise, Unrecht und Gewalt. Was vor über 50 Jahren in Lateinamerika begann, hat sich im Laufe der Jahre ausdifferenziert und auch in Afrika, Asien, Ozeanien und sogar im Globalen Norden Fuss gefasst. Die vorliegende Publikation möchte den weiten Spannungsbogen zwischen den zaghaften Anfängen und der heutigen Zaghaftigkeit beschreiben, den Begriff der «Befreiungstheologie» überhaupt noch in den Mund zu nehmen. Dabei geht es auch um die bleibenden Herausforderungen, denen sich die Befreiungstheologie von Beginn an gestellt hat. Nachgezeichnet werden insbesondere die unterschiedlichen «Phasen» und verschiedenen Subjekte, aber auch die kreativen Wendungen und geografischen Ausprägungen der einen Befreiungstheologie. Das Buch möchte schliesslich durch die «gefährliche Erinnerung» an die vergangenen 50 Jahre Perspektiven für eine erneuerte und zukunftsfähige Befreiungstheologie aufzeigen.
Josef Estermann: Herrschaft und Befreiung. 50 Jahre Befreiungstheologie – eine Bestandesaufnahme. Edition Exodus, Luzern 2025.

Josef Estermann sein neues Buch «Herrschaft und Befreiung. 50 Jahre Befreiungstheologie – eine Bestandesaufnahme.» vor.
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Der Begegnungstag fand im alten Missionshaus statt und war gut besucht.
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Die Teilnehmer:innen während den Gesprächsrunden.