Über das Erzähltheater
Im Erzähltheater «s’Gäutier» erzählt und spielt Christoph Schwager sechs Sagen der Solothurner Autorin Elisabeth Pfluger. Sagen sind, ähnlich wie Märchen, Geschichten, welche über Menschen, Geister, Fabelwesen und andersartige Wesen erzählen. Aber im Gegensatz zu den Märchen, die frei erfunden sind, beruhen die Sagen auf wahren Gegebenheiten wie geschichtlichen Ereignissen oder realen Personen. Oft führen sie zu Orten und Gebäuden, die es heute noch gibt. Die Zeitspanne, in welcher die Sagen stattgefunden haben, kann nicht genau bestimmt werden und ist für den Inhalt nicht relevant. Die Sagen sind mündlich überlieferte Geschichten, die von Mund zu Mund, von Generation zu Generation gewandert sind. Durch das Weitererzählen wurden sie verändert, erweitert, ergänzt und überschreiten dadurch die Grenzen der rationalen Realität. Aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, haben sie an Aktualität und Sinn nichts eingebüsst. Ganz im Gegenteil, sie wurden zu Geschichten, die immer erzählt werden und deren Aussage verstanden werden……können.
Elisabeth Pfluger hat sich zur Lebensaufgabe gemacht Solothurner Sagen zu sammeln und sie literarisch zu bearbeiten. Sie scheute keinen Weg, um auf abgelegene Höfe und mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. So sammelte sie einen reichen Schatz an Sagen, den sie in vielen Büchern veröffentlichte. Das Weitererzählen der Sagen war ihr eine Herzensangelegenheit. So unterstützte sie Christoph Schwager als dieser als Auftragsarbeit die Schauspiele «Ritter Kuoni», «das Gäutier» und «das kleine Welttheater»schrieb. Überhaupt haben Elisabeth Pfluger und Christoph Schwager einige Gemeinsamkeiten: Beide sind im Gäu aufgewachsen, beiden ist die Gäuer Mundart ein Anliegen, beide sind oder waren passionierte Erzählpersonen und beide sind Bürger, bzw. Bürgerin von Härkingen.
Die Sagen, welche Christoph Schwager für sein Erzähltheater ausgewählt hat, spielen alle, mit einer Ausnahme, in der Region der Solothurner Bezirke Thal, Gäu und Olten. Wer sich in dieser Region nicht auskennt, dem hilft die folgende Landkarte zur Orientierung.
Programm
Folgende Sagen der Autorin Elisabeth Pfluger hat Christoph Schwager für die Bühne bearbeitet: | |
S’Gäutier (1. Teil): Ein Rindvieh sieht rot | Kleinwangen |
S’Gäutier (2. Teil): Die letzte Predigt | Kleinwangen |
Dr Nachtwächter vo Houderbank, der verhängnisvolle himmlische Tropfen Wein | Alt Bechburg |
Lorelei vo dr Froburg, Auf den Hund gekommen | Froburg |
E heilige Tscholi, Wer glaubt wird mindestens selig | Solothurn Stadt |
Bim Rybischtei, Nasse Füsse und Feuer im Hintern | Egerkingen |
S’Mieschfraueli, Masslose Grenzerfahrung | Born |
Über Christoph Schwager
Christoph Schwager stammt aus Egerkingen, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Schwager ist verheiratet und wohnt in Härkingen. Er hat vier erwachsene Kinder und acht Enkelkinder. Nach der ersten Lehre im Büro, studierte er Religionspädagogik und später Theologie. Als Seelsorger arbeitete er von 1983-2002 in den Armenvierteln in Peru, in der Pfarrei Härkingen und im Spital in Zofingen. Nach seiner Ausbildung als Trainer in Körpersprache und Theater in Freiburg i.Breisgau, gründete er das Schwager Theaterinstitut und später, 2006, das Schwager Theater in Olten. Auf der Bühne steht er meistens als Solokünstler. Einem breiten Publikum wurde er durch seine Pantomimenpredigten bekannt, mit denen er seit über 25 Jahren auf Tournee ist. Zudem ist er als Theaterautor und Regisseur tätig.
2011 erhielt er für sein Engagement den Solothurner Fachpreis für Kulturvermittlung. Für sein Theaterschaffen wurden ihm 2013 der Anerkennungspreis der Stadt Olten und 2016 der „Prix pro Wartenfels“ verliehen. 2021 bekam er einen Sonderpreis der „Rentsch Stiftung“.
Über Didi Sommer
Didi Sommer wurde 1965 in Basel, als jüngster von drei Söhnen eines Architekten, geboren. Nach erfolgreichem Abschluss der Diplommittelschule mit Nebenfach klassische Gitarre, brach er auf die Welt zu bereisen. Bei seiner Heimkehr hatte er sein Berufsziel klar vor Augen: von 1986 -1989 absolvierte er die Scuola Teatro Dimitri. Seither ist er als vielseitiger Bühnenkünstler, Komiker, Schattenspieler, Musikant und Regisseur unterwegs. Humor und Komik sind die zentralen Themen seines vielseitigen und leidenschaftlichen Schaffens. Mit dem 1991 gegründeten Duo Comedia Zap, realisierte er bis heute unzählige Kreationen im In- und Ausland. Sechs Jahre davon ein eigenes „Varieté-Dîner Spectacle“ in Bätterkinden, dass zum Geheimtipp avancierte. Mit Comedia Zap war er mehrfach verantwortlich für Programme vom Circus Monti sowie Monti’s Varieté, in denen er mitunter selber auch als Komiker mitwirkte. In seinem langjährigen Schaffen als Regisseur inszenierte er erfolgreich über vierzig Produktionen für Bühne, Zirkus, Videoclips sowie Musikformationen. 2020 wurde das Duo mit dem Theaterpreis Kantons Solothurn ausgezeichnet. Aktuell ist er mit Comedia Zap mit dem poetischen Bühnenstück «Zeitlupe» in Schweizer Kleintheatern zu sehen.
Biografie Elisabeth Pfluger
Elisabeth Pfluger wurde als Tochter der Wirtefamilie des Restaurants Pflug 1919 in Härkingen geboren. Da verbrachte sie auch ihre Kindheit. Bereits als Studentin am Lehrerseminar in Solothurn begann sie Sagen, Anekdoten und Sprüche der Solothurnischen Volkskultur zu sammeln. Bis 1981 wirkte sie als Lehrerin zuerst in Neuendorf (SO) und ab 1949 in der Stadt Solothurn. 1972 erschien ihr erster Sagenband «Solothurner Sagen» in Solothurner Mundart. Als Volkskundlerin und Mundartschriftstellerin wurde sie national bekannt. Sie wirkte an Sendungen und Reportagen des Fernsehens und Radios mit, ab 1958 bei den Frauen- und Kinderstunden. Sie veröffentlichte Bücher zur Solothurner Sagenwelt, Kinderverse, Lieder, Tänze und Rezepte. Während 23 Jahren war sie Herausgeberin des «Solothurner Kalender». 1981 erhielt sie den Kulturpreis des Kantons Solothurn und 2001 den Prix Pro Wartenfels. Bis im Alter von über 90 Jahren erfreute sie ihr Publikum mit Lesungen. 2018 starb sie 99jährig in Solothurn.
Alte Mundartausdrücke
verdäfele = | jemanden verraten, jemanden anschwärzen |
Miesch = | Moos |
us de Schtude chlopfe = | jemanden herausfordern / sagen wo es lang geht |
Imbeli = | Bienen |
Totebaum = | schön verzierter Sarg |
Mäuchtere = | spezieller Melkeimer |
Bränte = | Traggefäss für Milch, Brente |
weidli = | schnell |
z’Chöut goo = | Bursche besucht sein geliebtes Mädchen zu Hause |
Fäke loo hange = | enttäuscht sein, aufgeben |
joggle = | zum Narren halten |
Ichere = | in ein Restaurant gehen |
Schmare = | Blödsinn |
iblöie = | etwas eindringlich oder wiederholt sagen |
erhudle = | arg hernehmen |
gschiged = | sich übel beschweren |
Produktionsteam
Text | Christoph Schwager |
Spiel | Christoph Schwager |
Regie | Didi Sommer, Comedia Zap |
Sagen | Elisabeth Pfluger |
Lektorat Text | Paul Steinmann |
Bühnenbild | Martin Finsterle; Didi Sommer |
Kostüm | Schule für Mode und Gestalten, Olten |
Coaching Hangspiel | Gregor Lisser |
Fotograph | Bruno Leuenberger |
Grafiker | Steff Bürgi |
Gemälde für Plakat und Flyer | Christoph Aerni |